Der Wind hat etwas gedreht, sodass wir jetzt mit raumen Wind (Wind von schräg hinten) gute Fahrt in Richtung des nächsten Zwischenstopps in Punta del Este machen. Mit dem Winddreher hat sich auch die Schräglage von unserem Boot deutlich reduziert. Dafür rollen wir jetzt etwas mehr von einer Seite zur anderen, wenn die Wellen unter uns hindurch kommen.
Mit den etwas leichteren Bedingungen konnten wir auch die lang ersehnte Äquator-Taufe nachhole. Es war eine schöne Zeremonie, die viel Zugehörigkeit und Zusammenhalt ausgelöst hat. Zumindest war es für mich so. Nach einer kollektiven Wäsche und einer symbolischen Rasur waren wir Bereit vor Neptun zu treten. Einem jeden Neuling wurde anschliessend die Vorwürfe verlesen, bevor Neptun dann die entsprechende Strafe verkündete. In meinem Fall scheint es so, als ob ich zu viel arbeite und dabei zu wenig lächle. Ich weiss nicht, was an diesen Vorwürfen dran ist. Trotzdem habe ich mich Neptuns Urteil gebeugt und eine halbe Stunde Ruhe im Saloon genossen, mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Die Stimmung war gut, sodass auch der zwischenzeitliche Regenschauer zur Nebensache wurde. Einzig die Anklageschrift und die Urteile haben unter dem Wassereinfluss etwas gelitten. Aber so ist es nunmal auf einem Boot. Das Spektrum beginnt bei nicht ganz trocken und endet bei völlig unter Wasser. Je nach Bedingungen befindet man sich irgendwo dazwischen. Aber trocken ist eine nahezu utopische Illusion.
Mit den eingangs erwähnten raumen Winden konnten wir gestern wieder unseren Spinnaker setzen. Seither machen wir zuverlässig mehr als zehn Knoten Fahrt, oft sogar um die zwölf Knoten. Zwar ist das steuern dann nicht gerade einfach, aber umso mehr Spass macht es dann, wenn es einem gelingt. Mit guter Geschwindigkeit sind wir zuversichtlich eine gute Platzierung in Punta del Este erreichen zu können. Das ist umso wichtiger, habe wir in dem Ocean Sprint diesmal keine Bonuspunkte abstauben können. Vier andere Boote waren schneller als wir, auch wenn der Abstand zum schnellsten Boot nur wenige Stunden waren. Aber so ist es nunmal. Manchmal haben die anderen einfach ein bisschen mehr Glück. Denn hart gearbeitet haben wir alle. Das ist sicher.
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