Startklar: Kurs Kapstadt

Ankunft

Die letzten Tage in Punta del Este waren sehr anstrengend. Zuerst zog sic h unsere Ankunft hin. Während wir zwei Tage vor dem Zieldurchgang noch von einer Ankunft am Sonntag Morgen ausgegangen waren, war bereits am Samstag klar, dass es erst nach dem Mittag soweit sein würde. Am Sonntag zog es sich dann aber noch hin, zumal der Wind in der Nacht gedreht hatte und zum Abschluss mehr oder weniger direkt von vorne kam. Dazu frischte der Wind kräftig auf, sodass es nochmal ein wenig ungemütlicher wurde.

Begleitet wurde der Wetterumschwung von zahlreichen Gewittern in der Nacht, die zeitweise in alle Richtungen niedergingen. Daher hatten wir auch unsere Wind-Instrumente wieder ausgesteckt, um im Falle eines Blitzeinschlags Schäden an der Bordelektronik zu verhindern. Dieses Naturschauspiel war durchaus schön anzusehen. Aber wenn man weiss, dass man dem Wetter praktisch schutzlos ausgeliefert ist, bereitet einem das doch ein wenig Sorgen. Ausserdem wollten wir natürlich möglichst bald ankommen, was durch die Gewitter-bedingten Wind-Dreher nicht gerade vereinfacht wurde.

Nachdem wir dann in den späten Abend-Stunden am Sonntag die Ziellinie überquert hatten, legten wir relativ bald in der Marina in Punta del Este an. Auf den feierlichen Empfang am Pier folgte ein kurzer Imbiss im Yacht Club Punta del Este mit weiteren Getränken, bevor wir dann kurz nach Mitternacht und völlig übermüdet in unsere Unterkünfte aufbrachen.

Aufenthalt in Punta del Este

Die folgenden Tage waren vollgestopft mit Arbeit. Zuerst galt es das Boot nach der langen überfahrt zu säubern. Dazu wurde praktisch alles aus dem Boot herausgeholt, gereinigt und anschliessend wieder verstaut. Leider zeigte sich das Wetter dabei wenig barmherzig, sodass wir zwischen leichten Regenschauern und den Wellen, die vom Wind über die benachbarte Mole gepeitscht wurden, immer wieder nass wurden.

In den Tagen darauf widmeten wir uns dann den zahlreichen Reparaturen. Dies waren in der Regel nur kleinere Aufgaben und teilweise auch nur Verbesserungen. Dazu kamen dann noch ein paar grössere Aufgaben, die das Maintenance-Team für uns erledigt hat. So ist der Bugspriet wieder fest verschraubt, die Navigationslichter werden wieder mit Strom versorgt und der Inverter funktioniert wieder.

Auch der Generator, welcher sich regelmässig gegen den Start verwehrt hat, wurde überholt und ein korrodierter Kontakt ersetzt. Damit hoffen wir jetzt, dass er wieder zuverlässiger anläuft. Aber selbst wenn nicht, wissen wir jetzt, wie wir ihn überbrücken können. Daneben habe ich mich um unsere Maschine gekümmert und diese wieder mit Öl und Kühlwasser versorgt, welches nach der etwas längeren Passage unter Maschine auf einem etwas zu tiefen Stand war.

Nebenher liefen die Reparaturen an unseren Spinnakern auf Hochtouren. Diese mussten zunächst wieder korrekt zusammengeklebt werden, bevor dann die speziellen Reparatur-Streifen übernäht werden konnten. Heute konnten wir den letzten grossen Abschnitt fertig nähen, sodass morgen nur noch kleinere Hand-Näharbeiten notwendig sind.

Preisverleihung und mehr

Auf dem Weg zur Preisverleihung waren wir noch überzeugt, nur eine Nebenrolle zu spielen und den anderen Teams zu applaudieren. Schliesslich hatten wir unsere zwischenzeitliche Führung verspielt und dann wieder etwas aufgeholt, sodass wir als sechstes von zehn Boten über die Ziellinie gegangen waren. Auch im Ocean-Sprint und dem Scoring-Gate hatten wir diesmal keine Punkte ergattern können. Umso grösser war die Freude als Lauren aus unserem Team als Charity Champion gekürt wurde. Mit ihre Haar-Spende Aktion hat sie über 1000£ zu Gunsten von Unicef gesammelt. Herzlichen Glückwunsch Lauren.

Ausserdem wurden wir zu einem Asado vom Bürgermeister von Punta del Este eingeladen. Dabei handelt es sich um eine riesige Grill-Party, die nahe des Museums für zeitgenössische Kunst stattfand. Zu dem leckeren Essen gab es Live-Musik von einer Kapelle. Leider war der Tag sehr bedeckt, sodass es eher kalt war. Dennoch ein gelungener Anlass und eine super Gelegenheit sich mit Leuten aus allen Teams auszutauschen.

Zusätzliche organisierte der Yacht Club Punta del Este noch verschiedene weitere Aktionen. So konnte ich an einer Dulce de Leche Verkostung teilnehmen. Dabei handelt es sich um eine Südamerikanische Spezilität, die aus Milch und Zucker besteht, welcher beim einkochen karamellisiert. Bisher war mir nicht bewusst, dass es dabei Unterschiede gab. Aber selbst ich konnte mich klar auf eine Lieblings-Sorte festlegen. Dazu kamen dann noch ein paar Alfjores und eine Dulce de Leche Crème, sodass wir alle nach einer knappen Stunde dem Zucker-Schock erlagen.

Bei der anschliessenden Wein-Probe bekamen wir verschiedene Weine aus Uruguay serviert, welche sonst etwas weniger bekannt sind. zwar sind meine Wein-Kenntnisse eher bescheiden, aber wenn sich daran etwas ändern soll muss ich weiter probieren. Und zumindest hat sich meine Präferenz für rote über weisse Weine bestätigt.

Auf nach Kapstadt

Morgen stehen dann die letzten Vorbereitungen an, bevor es am Montag dann wieder los geht. Neben den letzten Arbeiten an unseren Segeln muss der Proviant für die Überfahrt verstaut werden. Das sind die für uns wichtigsten Punkten. Ausserdem gibt es natürlich auch wieder ein Crew-Briefing mit allen Details zum Kurs und dem zu erwartenden Wetter in den kommenden Tagen. So, wie es aktuell aussieht, werden wir uns an ein Hochdruck Gebiet heften und mit achterlichen Winden in Richtung Südafrika segeln.

Es ist schade, dass wir uns hier von einigen Crew-Mitgliedern verabschieden müssen. Nach so langer Zeit auf engstem Raum lernt man sich kennen und schätzen. Was in Portsmouth noch 19 mehr oder weniger Unbekannte waren, ist nun doch eine ziemlich eingeschworene Truppe. Dafür bekommen wir ein paar neue Gesichter, womit es sicher ein paar neue Geschichten für die langen Nacht-Wachen geben wird.

Schön war auch die Unterstützung während unserer Zeit hier. So haben etliche neue Crew-Mitglieder bereits von Anfang an mitgeholfen. Und auch von denen, die uns hier verlassen, haben die meisten bis zu ihrer Abreise tatkräftig mit angefasst, was uns sehr entlastet hat. Noch erfreulicher ist die grosse Unterstützung von Familie und Freunden der Crew-Mitglieder, die uns bei allen Aufgaben unterstütz haben. Einfach nur grossartig.

Mit der nächsten Etappe steht eine weitere Atlantik-Überquerung an. Diesmal geht es von West nach Ost. Eine spannende Herausforderung und sicher ganz anders, als die letzte Etappe. Und auch wenn ich nicht genau weiss, was mich erwartet, freue ich mich auf die Erfahrungen und die gemeinsamen Momente auf See. Was ich bisher gelernt habe, ist dass niemand weiss, was als nächsten kommt. So bleibt es spannend und ich hoffe, dass wir in rund zweieinhalb Wochen in Südafrika ankommen werden.

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