Nach der Crew-Party vom Freitagabend versammelten sich die Crews von allen Teams am Samstagvormittag in einem Hörsaal der Universität von Portsmouth. In etwas mehr als einer Stunde stellte die Rennleitung den Kurs vor, machte uns auf die Besonderheiten im ersten Abschnitt aufmerksam und wir erhielten das Wetterbriefing vom Meteorologen für das Rennen. Und schon hier wurde allen klar, dass die ersten Tage nicht einfach werden würden.
Im Anschluss an das Briefing stand für uns die Taufe unseres Bootes an. Etliche Vertreter der Stadt Tongyeong inklusive des Bürgermeisters kamen um uns viel Glück auf unserer Reise zu wünschen. Trotz immer wiederkehrender Schauer herrschte eine gute Stimmung und sie ganze Crew erfreuten sich im Anschluss noch eines kleinen Apéros.
Startschuss für das erste Rennen
Der Sonntag folgte einem festen Zeitplan. Zunächst stand ein Gruppenphoto all jener an, die vorhaben im Rahmen dieses Rennens die Welt zu umrunden. Dem folgten dann die Photos der einzelnen Teams, bevor diese durch die grosse Anzahl von Besuchern zur Bühne marschierten. Es folgte eine kurze Vorstellung, bevor ein Boot nach dem Anderen die Marina am Fusse des Spinnaker Tower verliess.
Die Segelparade führte uns aus dem hinteren Teil des Hafens an den Zuschauern und der Marina vorbei, wo wir kurz zuvor noch gelegen hatten. Damit alle Sponsoren auf unserem Gross-Segel klar zu erkennen waren, war es vollständig gesetzt. Auch ohne Vorsegel und im Schutz des Hafens war es schon eine ganz schöne Herausforderung, die Boote so nah aneinander in dem engen Fahrwasser zu halten. Daher entschieden wir uns dann für den Start das Gross-Segel zu reffen, um nicht zu viel Druck in den Segeln zu haben.
Der Start erfolgte pünktlich um 16 Uhr vor der Festungsanlage von Portsmouth. Trotz des eher wechselhaften Wetters mit immer wiederkehrenden Regenschauern, verfolgten etliche Zuschauer das Geschehen vom Ufer oder dem Wasser aus. Für uns lief der Start leider alles andere als gut. Beim Start hatten wir erst eines unserer beiden Vorsegel gesetzt und waren weit von der Linie entfernt, sodass wir diese erst als letztes Boot überquerten. Es folgten einige Marken im Solent, bevor wir das uns aus den Trainings bestens vertraute Gebiet zwischen den beiden Forts verliessen. Bis dahin hatten wir uns auf den dritten Zwischenrang vorgearbeitet.
Da der Wind weiter zunahm, mussten wir anschliessend ein kleineres Segel setzen. In der folge fielen wir wieder ein paar Plätze zurück, da andere Teams ohne das Wechseln schneller unterwegs waren.
Ärmelkanal und Biskaya
In den folgenden Tagen kämpften wir uns dann zunächst durch den Ärmelkanal. Auf Grund der südwestlichen Winde immer hoch am Wind, was das Leben an Board sehr unangenehm macht. Bei 40 bis 45 Grad Schräglage ist jede Bewegung eine grosse Anstrengung. Dazu kamen dann noch die Wellen, die uns regelmässig gut durchgeschüttelt haben.
Mit dem Erreichen der Biskaya wurden die Wellen etwas länger. Gleichzeitig nahm aber auch deren Höhe zu. Und auch der Wind wurde nochmal etwas stärker. Bei Windgeschwindigkeiten um 35 Knoten mit Böen von über 40 Knoten bauten sich einzelne Wellen von rund 8m auf. Wir waren darauf vorbereitet, dass es hart werden würde. Aber insgeheim hat glaube ich jeder gehofft, dass die Vorhersagen etwas übertrieben sind.
In der Folge hatten praktisch alle an Board mit Seekrankheit zu ringen. Den einen war einfach nicht wohl, andere konnten kaum etwas essbares bei sich behalten. Entsprechend eintönig war das Leben an Board. Man wurde geweckt, machte sich fertig, ging an Deck und versuchte das Boot möglichst schnell aus diesem Wetter heraus zu bringen um dann am Ende der Wache wieder in der Koje zu verschwinden. Zwischendurch wurde noch gegessen und natürlich mussten auch gewisse Unterhaltsarbeiten erledigt werden. Aber alles, was nicht zwingend notwendig war, wurde einfach ausgelassen.
Bereits am zweiten Tag hatte sich unsere Kühlbox aus ihrer Verankerung gerissen und war umgefallen. Dabei war der Stecker abgebrochen sodass sie nicht mehr mit Strom versorgt werden konnte. Nachdem die Box wieder fixiert war, habe ich mich um den Anschluss ans Stromnetz gekümmert. Da kein Ersatzstecker an Board war und der vorhandene komplett zerstört war, blieb uns nichts Anderes als die Litzen direkt mit den Anschlüssen zu verbinden. Was an Land eine Aufgabe von 10 Minuten gewesen wäre dauert unter diesen Bedingungen über eine Stunde. Trotz allem war ich froh, dass wir wenige Stunden nach dem Vorfall wieder eine funktionierende Kühlbox hatten. Und zumindest bis heute (eine Woche später) funktioniert sie einwandfrei.
Rund um die Iberische Halbinsel
Mit dem Erreichen des südwestlichen Zipfels der Biskaya schlief der Wind dann nahezu komplett ein. Wir alle waren froh um die deutlich ruhigeren Bedingungen, auch wenn das Steuern und Trimmen der Segel bei leichtem Wind noch anspruchsvoller ist. Jeder noch so kleine Fehler schlägt sich sofort in der Geschwindigkeit nieder. Und wenn eine tonnenschwere Yacht erstmal still steht ist es umso schwieriger sie bei leichtem Wind wieder in Bewegung zu bekommen. Und es war eben in dieser windarmen Nacht, dass wir ein anderes Clipper Boot in nur wenigen Metern Abstand überholen konnten. Ein wahrlich schönes Gefühl, sieht man sonst doch nur selten ein anderes Boot so nah.
Auch diese Pause war nur von beschränkter Dauer. Sobald wir die Nordspitze von Portugal erreicht hatten kam bereits das nächste Tief und wieder ging es hoch an den Wind mit unangenehmen Wellen gegenan. Doch nun waren wir an solche Bedingungen gewöhnt und alle kamen deutlich besser damit zu recht als noch ein paar Tage zuvor. Und auch dieses Mal ging es vorbei und wir sind nun mit gutem Wind im Rücken auf dem Weg nach Puerto Sherry, wo wir morgen Abend ankommen sollte. Momentan geben wir alles, um noch ein paar Plätze gut zu machen.
Auf Grund der langen Zeit des Kreuzens in Ärmelkanal und Biskaya sind wir nun etwas hinter dem Zeitplan. Daher wurden alle Termine in Puerto Sherry um zwei Tage nach hinten verschoben. Das wird sich auch auf unsere nächsten Abschnitte auswirken, wobei die Organisatoren fest damit rechnen, dass wir in Kapstadt wieder rechtzeitig ablegen können.
Kommentar verfassen