Anfang letzter Woche habe ich mich abermals auf den Weg in die südenglische Stadt Gosport gemacht. Auf dem Plan stand die vierte und damit letzte Trainings Woche, bevor das Rennen um die Welt dann Ende August startet. Alle haben lange auf diesen Moment hingearbeitet und für mich war es nochmal ein bisschen mehr besonders. Schließlich war ich bis anhin erst mit einer weiteren Person aus meinem Team zusammen gesegelt.
Angefangen hat alles mit einer ordentlichen Warteschlange, ganz so wie es sich für britische Verhältnisse gehört. Mit neun Booten und über 100 Crew, die an diesem Morgen ihr Level 4 Training beginnen wollten, war ganz schön viel Los. Zu erst gab es den offiziellen Foto-Termin, bei dem die offiziellen Team-Bilder gemacht wurden. Das dauert eine gewisse Zeit, aber ich traf in der Schlange stehend das eine oder andere bekannte Gesicht und konnte mich mit meinen früheren Trainingspartnern über ihre weiteren Trainings austauschen.
Direkt hinter mir in der Schlange stand dann Alex, der ebenfalls bei Lou im Team ist. So konnten wir uns direkt kennenlernen, was es mir an Board dann einfacher gemacht hat, alle Namen zusammen zu bekommen. Das ist normalerweise keine meiner Stärken.
Nach dem Photo haben wir dann unser Ölzeug für das Rennen, sowie ein paar Shorts und ein T-Shirt bekommen. Damit sind wir jetzt auch auf dem Wasser eindeutig als Teilnehmer vom Rennen erkennbar. Einzig die Team-Kleidung werden wir jetzt noch erhalten, sobald das Rennen starten. Auch wer unser Team-Sponsor seien wird, ist aktuell leider noch nicht bekannt.
Ab aufs Boot
Nach einer kurzen Anprobe um sicherzustellen, dass alles passt, ging es dann aufs Boot – CV23. Solange wir noch keinen Team-Sponsor haben, ist der Rumpf weiss und ein bisschen langweilig. Aber das wird sich sicher auch bald ändern. Angekommen auf dem Boot haben wir unsere Kojen bezogen und mit dem Theorie-Test begonnen. Um die Sicherheit auf dem Boot zu gewährleisten ist dieser Pflicht zu Beginn von jedem Training und jeder Renn-Etappe.
Eine kurze Sicherheitseinweisung später waren wir dann bereit um abzulegen. Ähnlich wie während der Zwischenstopps haben die Boote eines nach dem anderen mit genau drei Minuten Abstand abgelegt. Das war ein imposantes Bild wie neun der zehn Boote eines nach dem anderen gen Isle of Wight ausliefen. Dieser erste Vorgeschmack auf das bevorstehende Rennen hat uns alle noch mehr motiviert, unser bestes zu geben.
Die ersten paar Stunden verliefen wie im Flug. Der Plan war ein paar der üblichen Notfallmanöver einmal durchzuspielen. Dazu gehörte der Transfer von Gegenständen von einem auf das andere Boot unter Fahrt. Aber auch ein Schleppmanöver sowie die Brandbekämpfung mit den Bordmitteln wurde teils theoretisch aber auch praktisch durchgespielt. Daraufhin setzten wir die Segel, führten die ersten Manöver aus und starteten anschließend mit unserem Wach-Rhythmus. Denn erst nach drei Nächten unter Segel würden wir für eine Nacht vor Anker gehen, um uns vor dem geplanten Test-Rennen ein wenig zu erholen.
Segel setzen
In den folgenden Tagen fuhren wir im Ärmelkanal hin und her: zwei Abstecher in Richtung Frankreich sowie ein Schlag in Richtung Portland Bay passten in die Zeit- und Wetterplanung. Dabei konnten wir ganz unterschiedliche Wetterbedingungen und damit verbunden auch Segel testen, bevor wir unter stetig abnehmenden Winden am Samstag die Ost-Spitze der Isle of Wight ansteuerten, um vor Anker zu gehen. Die praktische Windstille machte zwar das vor Anker liegen sehr angenehm. Aber es hieß leider auch, dass der für Sonntagmorgen geplante Start für das Test-Rennen mehrfach verschoben werden musste, weil an Segeln kaum zu denken war.
Als sich am Nachmittag ein bisschen Wind zeigte, wurde das Rennen dann doch noch gestartet. Es war zwar nicht viel Wind, aber wir kamen vorwärts. Zumindest so lange der Gezeitenstrom nicht gegenan lief. Die ersten Boote konnten die von der Rennleitung als Marke designierte Position noch runden, während wir mit zwei anderen Booten durch den einsetzenden Strom immer weiter von der virtuellen Marke weggedrückt wurden. Gut eine halbe Stunde versuchten wir uns der Position zu nähern, leider ohne Erfolg: die Strömung war um einiges Stärker als der Wind. Schliesslich beschlossen die drei betroffenen Skipper die Marke auszulassen und gemeinsam Kurs auf den nächsten Wendepunkt zu nehmen.
In den Abendstunden wurde der Wind immer weniger und wir trieben zeitweise wieder in die falsche Richtung. Trotzdem probierten wir jede Böe mitzunehmen, um wenigstens ein kleines Stück in die richtige Richtung zu kommen – oder zumindest weniger weit in die falsche Richtung abzutreiben. In der Windstille erlebten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang, bei dem sich das Orange der Abendsonne im Wasser spiegelte.

Das Ende vom Rennen
Am nächsten Morgen frischte der Wind wieder ein wenig auf, sodass wir die nächste Marke zusammen mit den anderen Booten runden konnten und wieder im Rennen waren. Auf dem Weg zurück segelten wir in Sichtweite der anderen Teams und trimmten unsere Segel in der Hoffnung etwas Boden gut zu machen.
Kurz nachdem wir die nächste Marke südöstlich von der Isle of Wight gerundet hatten, setzte der Gezeitenstrom wieder gegenan. Und auch der Wind nahm im Verlaufe des Tages wieder ab. Schlussendlich wurde das Rennen dann am späten Nachmittag für beendet erklärt, sodass wir mit Maschienen-Unterstützung wieder Kurs auf Gosport nahmen. Kurz nach halb elf machten wir in Gosport fest. Nach einer lang ersehnten Dusche ging es dann kurz darauf in die Koje, um am nächsten Morgen mit der Reinigung des Bootes zu starten.
Wie nach jedem Training (und jedem der noch folgenden Rennen) wurde das Boot am Tag nach der Ankunft von oben bis nach unten geputzt. Alles wurde ausgeräumt, gesäubert und anschließend wieder eingeräumt. Auch standen einige Überprüfungen auf dem Programm um sicher zu stellen, dass wenn kommende Woche die nächste Gruppe ihr L4 Training beginnt, wieder alles bereit ist.
Für mich geht es jetzt in die letzten Vorbereitungen. Ich muss noch ein paar Tage arbeiten, bevor ich noch ein wenig Zeit mit der Familie und Freunden verbringen werde. Und dann geht es wieder in Richtung Gosport, um unser Boot auf das Rennen vorzubereiten. Ich bin gespannt und freue mich, wenn es dann Ende August endlich lost geht.
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