Prep Week – Teil 2

Auch in der vergangenen Woche liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Liste an Aufgaben war lang und entsprechend lang waren auch die Tage. Es gehört einiges dazu, eine Yacht auf eine Ozean-Überquerung vorzubereiten. Und in den kommenden elf Monaten stehen davon gleich mehrere an. Daher galt der Fokus in der Vorbereitung insbesondere der Vermeidung von Abnutzung. Aber der Reihe nach.

Montag: Grosse Schritte

Am Montag ging es zuerst einmal darum, unser Boot wieder ins Wasser zu bekommen. Nachdem wir in der letzten Woche aus dem Wasser gehoben wurden, um unser Team-Design auf den Rumpf zu bekommen, wurden wir am Morgen zurück ins Wasser gesetzt. Anschliessend ging es zurück auf unseren Liegeplatz. Es war ein gutes Gefühl unser Boot wieder im Wasser zu sehen und es gab auch keine Probleme mit den frisch gewarteten See-Ventilen oder dem überhohlten Propeller.

CV23 mit Tongyeong Bemalung auf dem Werftgelände.
Unser Boot CV23 mit der neuen Tongyeong Bemalung wird auf den Kran geladen, damit das Boot wieder ins Wasser gesetzt werden kann.

Parallel dazu haben wir unsere Verpflegung für den ersten Abschnitt erhalten. Zumindest die gut haltbaren Produkte. Diese wurden sortiert, abgezählt und in einzelne Beutel mit den jeweiligen Tages-Rationen verpackt, damit wir später genau wissen, was für den jeweiligen Tag vorgesehen ist. Es fehlen zwar noch diverse frische Produkte, die wir erst kurz vor dem Start besorgen werden, aber ein grosser Teil ist damit bereits erledigt.

Zusätzlich haben wir am Montag all unsere neuen Leinen erhalten. Praktisch alles, was sich an Board bewegt, wird durch irgendeine Leine gezogen. Und die galt es nun durch Neue zu ersetzen. In der Summe sind das rund 1500m Seil, die wir bekommen haben. Jede dieser Leinen muss an den richtigen Platz, mit Hilfe eines Taklings gegen Ausfransen gesichert und natürlich angeschlagen werden. Dabei wurde je nachdem entweder ein Knoten verwendet, oder die Leinen wurden direkt angespleisst.

Spleissen & Takling

Es mag die Frage aufkommen, warum wir nicht alle leinen einfach knoten, sondern uns die Arbeit machen, Spleiss-Verbindungen herzustellen. Auf der einen Seite ist sicher der ästhetische Aspekt, wo eine gute Spleiss-Verbindung fast immer besser aussieht, als eine geknotete Verbindung. Zumindest sehe ich das so.

Der weit aus wichtigere Punkt ist jedoch die Bruchlast. Jeder Knoten in einer Leine reduziert deren Bruchkraft. Teilweise sogar erheblich, sodass mit dem Knoten nur noch weniger als 30% der ursprünglichen Last aufgenommen werden können, bevor die Leine bricht. Bei einem vergleichbaren Spleiss ist diese Reduktion in der Regel deutlich geringer. Teilweise sind praktisch keine Einbussen bei der Bruchlast zu erwarten.

Auch die Taklings dienen der Erhaltung der Leinen. Wir setzen überwiegend auf Kunststoff-Leinen mit einem Kern aus Dyneema. Diese lassen sich mit einem Feuerzeug oder einem Heiss-Schneider verschmelzen. Diese Verschmelzung kann sich aber im Laufe der Zeit lösen oder aufbrechen. Ein Takling hingegen schützt deutlich langfristiger gegen das Ausfransen der Leine.

Ende der Woche

Bis zum Ende der Woche waren wir mit dem Anschlagen der neuen Leinen beschäftigt. Dabei habe ich mich zu einem grossen Teil um unsere Vorsegel und Spinnaker gekümmert. An den Ecken der Segel sind in der Regel Metallringe eingearbeitet, an denen diese befestigt werden können. Am Kopf des Segels wird das Fall mit Hilfe eines Schnapp-Schäkels angeschlagen, während der Hals mit einem Schnapp-Schäkel an Deck befestigt wird.

Wenn nun der Schäkel direkt in die Metallöse greift, reibt dort Metall auf Metall. Das führt zu einem erheblichen Verschleiss. Daher haben wir dort am Segel jeweils ein Endlosspleiss, sprich einen Ring aus Dyneema angebracht, in dem die Schäkel jeweils befestigt werden können. Sollte sich dort dann Verschleiss zeigen, können wir einfach den Endlosspleiss ersetzen. Entsprechend habe ich bei vielen unserer insgesamt vier Vorsegel und vier Spinnaker solche Spleisse angebracht und es war schön zu sehen, dass bereits der zweite wesentlich einfacher von der Hand ging, als noch der Erste.

Da das Wetter am Freitag nicht ganz so windig war, konnten wir endlich damit beginnen, unser Grosssegel anzuschlagen. Das war eine grosse Aufgabe und hat ungefähr fünf Leute den kompletten Vormittag beschäftigt. Umso befreiender war es dann das Grosssegel oben zu sehen und zu wissen, dass wir alles am richtigen Platz haben, um die Reise zu beginnen.

Blick vom Bugspriet auf das neu angeschlagene Grosssegel.
Während ich auf dem Bugspriet die Halsleine für unsere assymetrischen Spinnaker angeschlagen habe, war die Crew auf dem Deck dabei unser neues Grosssegel sauber auf den Baum zu falten.

Ausblick

Nun ist der Grossteil der Liste abgearbeitet und es bleiben nur noch kleinere Aufgaben, bis wir am kommenden Wochenende zur ersten Etappe starten werden. Die Anspannung im ganzen Team ist riesig und wir können es kaum erwarten, dass es endlich los geht. Ich werde in den kommenden Tagen noch einen Beitrag mit weiteren Informationen zum Start verfassen.

Einen Beitrag zur Vorbereitung vom Medienteam findet ihr unter folgendem Link. Dort wird insbesondere auch unser Team das eine oder andere Mal gezeigt. https://www.clipperroundtheworld.com/inside-prep-week-how-race-management-and-crew-set-the-stage-for-success

Ausserdem gibt es auf der Instagram Seite von unserem Team ein paar Photos und Videos. Gerne dürft ihr auch dort folgen um auf dem Laufenden zu bleiben: https://www.instagram.com/team.tongyeong.clipperrace/

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