Ab heute sind es noch 82 Tage, bis das erste Rennen in Portsmouth in Süd England starten wird. Auf der einen Seite ist das noch fast drei Monate hin, auf der anderen Seite laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. In diesem Beitrag möchte ich einen kurzen Einblick dazu geben, was das im Einzelnen beinhaltet. In den kommenden Wochen wird es dann sicher nochmal das eine oder andere Update dazu geben.
Vorbereitung der Vorbereitung
Das erste Rennen startet am 31. August. Damit das Boot (und die Crew) dann bereit ist, sind die Wochen 33 und 34 als „Prep-Weeks“ also Vorbereitungswochen ausgelobt worden. In denen werden wir alles Mögliche auf unserem Boot überprüfen. Wir bekommen unsere Segel, werden etliche Leinen ersetzen und uns ganz grundsätzlich mit unserem Zuhause für die nächsten paar Wochen oder Monate auseinandersetzen. Schließlich kann immer etwas kaputt gehen und dann müssen wir es selbst reparieren können.
Dazu kommt dann natürlich noch das Proviantieren. Das ist aber ein Thema für sich, auf das ich vielleicht in einem späteren Beitrag nochmal genauer eingehen werde.
Um all die verschiedenen Aufgaben in den beiden Wochen abschließen zu können, brauchen wir einen Plan. Dabei gilt es die Aufgaben zu priorisieren damit die wichtigsten Aufgaben sicher erledigt werden. Außerdem müssen wir natürlich schauen, wer wann Zeit hat. Denn da das Rennen auf dem Papier noch nicht gestartet hat, müssen einige noch arbeiten und können leider nicht dabei sein.
Unsere Skipperin Lou hat mich gebeten, mal einen ersten Plan für die Wochen zu erstellen. Ich bekomme von ihr die Liste der Aufgaben und soll diese möglichst geschickt verteilen. Dafür arbeite ich eng mit den beiden Bootsmännern zusammen, da viele Punkte die Segel, Winschen oder sonstiges Deck-Equipment betreffen. Währenddessen wird mein Fokus auf den technischen Einrichtungen liegen, für die ich als Ingenieur zuständig sein werde. So bekommt jede und jeder eine Rolle zugewiesen, um die Skipperin zu entlasten und das Team zu unterstützen.
Segelvorbereitung
Nebenher laufen natürlich auch die seglerischen Vorbereitungen. Jedes Crew-Mitglied muss bis zum Start die vier Trainingswochen absolvieren. Aktuell laufen L3 und L4 Kurse auf Hochtouren. Ich werden dann in rund zwei Wochen meine letzte Trainingswoche absolvieren.
Ziel der Woche ist es zum Einen gewisse Notfall-Manöver zu üben, damit diese dann im Ernstfall sitzen. Dazu gehört der Transfer von (Ersatz-) Teilen von einem zum anderen Boot, das Abschleppen von einem anderen Boot und vieles mehr. Zusätzlich werden wir sicher auch wieder ein MOB (Man over Board) Manöver fahren.
Anschließend gibt es eine Test-Wettfahrt gegen die anderen Teams. Vermutlich einmal über den Ärmelkanal und zurück. Das hängt aber natürlich auch vom Wetter ab. Um allen Crew-Mitgliedern ein Training anbieten zu können, sind Lou und Brian (unsere Skipperin und First Mate) aktuell fast ununterbrochen unterwegs. Entsprechend wenig Zeit haben sie für andere Aufgaben und sind dann froh, wenn wir sie unterstützen können.
Persönliche Vorbereitung
Zu den oben erwähnten Vorbereitungen kommt dann noch die persönliche Vorbereitung. Diese besteht in meinem Fall aus vier verschiedenen Bereichen: physische Vorbereitung, mentale Vorbereitung, organisatorische Vorbereitungen und Reisevorbereitungen.
Physische Vorbereitung
Um möglichst gut vorbereitet in mein Abenteuer zu starten versuche ich regelmäßig 2-3 mal pro Woche im Kraftraum vorbei zu schauen. Mit dem Schauen alleine ist es zwar noch nicht getan, aber wenn ich mal da bin ergibt sich der Rest von ganz alleine.
Grundsätzlich besteht mein Programm zu einem großen Teil aus Stabilitätsübungen. Diese werden sicherlich hilfreich sein, wenn sich für Wochen um Stück alles ununterbrochen bewegt. Entsprechend versuche ich sowohl im Stand als auch im Stütz verschiedene Übungen zu meistern. Damit diese nicht statisch werden und interessant bleiben, greife ich oft auf Wackel-Bretter (z.B. Sypoba), weiche Matten oder hängende Schlaufen zurück. Das bringt dann automatisch auch immer ein bisschen Abwechslung, sodass die Übungen nicht langweilig werden.
Dazu kommen dann ein paar Übungen für die großen Muskelgruppen: Brust, Rücken und Beine. Dabei probiere ich die Übungen so zu wählen, dass sie möglichst nah an den zu erwartenden Belastungen auf dem Boot herankommen. z.B. Segel an Deck bringen: Kreuzheben. Auch verzichte ich grundsätzlich auf Zughilfen, um jeweils auch die Griffkraft zu stärken. Schliesslich wird auf dem Boot dann auch alles durch Muskelkraft bewegt werden.
Zu guter Letzt kommen die Übungen für meine Schulter. Nachdem ich in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit der Schulter hatte, ist das unabdingbar. Hier gibt es wieder eine Kombination aus Übungen zur Stabilisierung der Schulter und zur allgemeinen Kräftigung. Damit sehe ich mich gut gewappnet und hoffe das Rennen ohne Verletzungen beenden zu können.
Organisatorische Vorbereitungen
Diese Kategorie mag etwas kryptisch erscheinen. Für mich fallen hierunter alle Vorbereitungen, die im Hinblick auf eine längere Auslands-Abwesenheit geregelt werden müssen: Versicherungen, Vollmachten, Arbeits-Abwesehenheit, Erreichbarkeit etc.
Ich werde hier nicht gross auf die Details eingehen, denke aber auf einem guten Weg zu sein. Ich bin sehr dankbar, dass mein Arbeitgeber mir für das Jahr unbezahlten Urlaub gewährt hat, sodass ich nach der Reise ohne große Unsicherheit zurück kehren kann. Außerdem kann mich auf meine Familie und Freunde verlassen, die mich bei meinem Vorhaben stets unterstützen.
Versicherung ist auch ein schwieriges Thema. Das wäre zum einen die Kranken- und Unfallversicherung. In der Schweiz ist man gesetzlich verpflichtet, beide Risiken zu versichern. Nach den Gesetzen ist es den Krankenversicherungen aber nicht gestattet, besondere Wagnisse abzusichern. Und dazu zählt das Segeln auf hoher See nun einmal. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, aber für mich ist das etwas skurril. Wir haben aber das Glück über den Veranstalter des Rennens ein Versicherungspaket kaufen zu können, welches explizit auch diese Reise abdeckt, sodass ich mir dazu keine Gedanken mehr machen muss.
Reisevorbereitung
Hierunter können sich die Meisten vermutlich wieder etwas vorstellen. Für mich fallen in diese Kategorie alle Punkte, die in direktem Zusammenhang mit der Reise in fremde Länder stehen. Angefangen bei einem Reisepass, über die notwendigen Visa bis hin zu notwendigen Schutzimpfungen.
Vielleicht ist das die Kategorie, die mir am meisten Spaß macht. Zumindest habe ich hier schon die meisten Punkte auf meiner Liste abgehakt. Einen Reisepass hatte ich ohnehin schon und die meisten Visa sind beantragt und genehmigt. Nur das Visum für China muss ich dann noch machen. Da diese aber nur für 90 Tage im Voraus ausgestellt werden, müssen wir dies während eines Zwischenstopps machen. Das beunruhigt mich zwar ein wenig, aber ich werde nicht der Einzige sein. Von daher wird auch das klappen.
Nach einer Beratung im Institut für Reisemedizin war klar, welche Impfungen ich zwingend brauche, welche empfohlen sind und welche weiteren Punkte es zu beachten gilt. Dazu zählt zum einen die Prophylaxe gegen eine Malaria-Infektion, aber auch so alltägliche Ratschläge wie der Verzicht auf den Verzehr ungekochten Gemüses in einigen Regionen. Und auch wenn ich kein Freund von Spritzen bin, habe ich die notwendigen Impfungen über mich ergehen lassen.
Mentale Vorbereitungen
Jetzt mögen sich einige fragen, warum ich diesen Punkt ans Ende geschoben habe. Das widerspiegelt ein Stück weit, wie ich diesen Punkt angegangen bin. Denn auf der einen Seite war mir klar, dass ich mich auch mit diesem Punkt würde beschäftigen müssen. Auf der anderen habe ich dies bis vor einigen Wochen verdrängt. Schließlich bin ich ja mental ausgeglichen und belastbar — glaube ich zumindest.
Mir ist aber auch bewusst, dass mich diese Reise mehrfach an meine Grenzen bringen wird. Das ist einer der Gründe, warum ich die Reise antrete. Aber wie schaffe ich es umgänglich zu bleiben, wenn es soweit ist? Dazu habe ich mir in den vergangenen Wochen einige Gedanken gemacht. Diese Situationen sind für mich ungewohnt. In der Regel schaffe ich es ruhig zu bleiben. Entsprechend fällt es mir schwer einzuschätzen wie es sein wird, wenn ich es nicht mehr schaffe.
Vor ein paar Wochen habe ich dann einen Freund kontaktiert, der über ein paar Erfahrungen in diesem Bereich verfügt. Er kennt Leute ,die mehrere Wochen auf See waren, hat mit ihnen besprochen, wie sie die Herausforderung meistern können. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Denn er kennt mich — ziemlich gut sogar. Und ich denke er hat Recht, mit dem was er gesagt hat. Auch wenn nicht alles angenehm war. Aber damit muss ich mich jetzt anfreunden.
Ich weiß noch nicht, ob ich es schaffe werden seine Ratschläge zu jeder Zeit zu beherzigen. Aber ich habe mir fest vorgenommen, es zu probieren. und vielleicht teile ich dann auch ein paar Erfahrungen hier, wenn ich es ausprobiert habe und mich wohl damit fühle.
Ich hoffe ich konnte einen kleinen Einblick in meine Vorbereitung geben. Ich versuche in den kommenden Wochen mal wieder ein Update zu teilen. Wenn es etwas gibt, das ich vergessen habe, dann lasst es mich wissen.
Kommentar verfassen